Menschen Menschen Menschen – ein paar Pandas und wir

Man hat ja damit gerechnet, aber irgendwie ist es dann doch komisch wenn ständig eine Unzahl an Chinesen um einen herumwuseln, ein Selfie wollen oder einen einfach anstarren…

Wir sind auf jeden Fall jetzt in China bei den 1,4 Milliarden Menschen angekommen und versuchen uns in Richtung Süden durchzuschlagen. Los geht’s in Chengdu, wo uns nach der langen klimatisierten Zugfahrt erstmal tropischer Dunst ins Gesicht schlägt. Mit seinen 13 Millionen Einwohnern ist Chengdu doch irgendwie ziemlich groß, deswegen belassen wir es dabei einfach nur die Umgebung unseres Hostels zu erkunden, ein nettes Kloster anzuschauen, lecker zu essen und einen notwendigen Friseurbesuch zu erledigen.

Im Himalaya haben wir uns noch gefragt wo eigentlich Pandas leben – jetzt wissen wir es. Genau hier um Chengdu in den Nationalparks von Sichuan gibt es wohl noch einige wildlebende. Allerdings ist es fast unmöglich welche zu Gesicht zu bekommen, daher besuchen wir ma nächsten morgen die Pandaaufzuchtstation in Chengdu. Eigentlich ist das eher wie ein Zoo und ein paar Tausend Chinesen wollen auch Pandas angucken. Trotzdem sind die Bären echt knuffig und hier und da ist auch weniger los und wir können ihnen schön beim gemütlichen Bambus futtern zuschauen.

Später geht es dann weiter eine Stunde südlich nach Leshan. Aus dem Zug hätte man einen schönen Blick auf die umliegenden Hügel und Berge wenn nicht alles so wunderbar versmogt wäre. In Leshan wollen wir uns auf jeden Fall den größten Buddha der Welt anschauen, der neben einem Fluß in eine Felsnische gehauen wurde. Neben uns haben auch ziemlich genau 73478396 andere Chinesen das Bedürfnis. Also stellen wir uns geduldig wie wir sind über eine Stunde an und bestaunen dann die mächtige Skulptur – alleine das Ohrläppchen ist ungefähr so groß wie wir :). Heiß und tropisch ist es natürlich immernoch, weshalb das ganze zwischen den ständig herumrotzenden und mindestens einen Kopf kleineren Chinesen doch eine ziemlich warme und schwitzige Angelegenheit wird.

Am nächsten Morgen fahren wir dann weiter in die nächste Stadt nach Emeishan, wo einer der vier heiligen buddhistischen Berge über 3000m hoch über der Stadt aufragt – ist wegen Wolken und Smog natürlich nicht zu sehen. Nachdem wir mit dem Bus bis auf 2400m hochgefahren sind und die Luft doch etwas angenehmer und weniger drückend ist laufen wir noch 2 Stunden bis zum Gipfel bergauf. Aus irgendeinem Grund haben die Chinesen ihre Wanderwege ausschließlich als Treppen konzipiert (dazu aber später noch mehr). Oben angekommen erwartet uns neben einem Haufen Chinesen eine riesige goldene Buddha-Statue mit Tempel innen drin und ein schicker Tempel daneben. Einer von uns wird am dem Tag 24 Jahre jung, daher gönnen wir uns ein völlig überteuertes Hotelzimmer auf dem Gipfel und ein Gipfelbierchen. Am späten Nachmittag ist dann auch deutlich weniger los und der Himmel reißt etwas auf, so dass wir noch ein wenig Ruhe auf dem Gipfel genießen können. Die große Geburtstagsparty bleibt aus da hier oben nix los ist und wir am nächsten Tag früh aufstehen wollen, um uns den Sonnenaufgang von der Steilklippe aus anzusehen. Leider ist der Berg aber ziemlich in Wolken, weshalb außer ein bißchen rotes Licht nicht viel zu sehen ist. Als doch einmal eine etwas angeschienene Wolke durch den Nebel ragt geht ein „oooooh“ durch das chinesische Publikum. 🙂 Nach dem Sonnenaufgang geht es dann bergab und wie entschließen uns den größten Teil herunter zu wandern. Nach ca 2000hm und 57265390 Treppenstufen kommen wir unten am Wainan Tempel an, den wir uns getrost schenken und dann mit müden Beinen zu unserer Unterkunft fahren. Den Muskelkater von dieser Treppentortour spüren wir noch 4(!!!!) Tage…

Von Emeishan geht es weiter zum Lugu-Lake. Mit Zwischenstopp und Übernachtung in Xichang sind wir insgesamt 2 Tage unterwegs, aber wieder weg von der tropisch warmen Luft und etwas höher in den östlichen Ausläufern des Himalayas. Bei dieser Anreise stoßen wir sprachlich ziemlich an unsere Grenzen, irren in Xichang von Busbahnhof zu Busbahnhof und können am Ende nicht im Hotel einchecken weil nur chinesische IDs eingelesen werden können… Der See selber ist ziemlich gemütlich und garnicht so voll von Chinesen. Wir gönnen uns auf jeden Fall einen entspannten Tag mit ausschlafen, etwas spazieren gehen (was dann doch etwas weiter ist) und leckerem frischen Fisch aus dem See.

Nach dem ganzen Zynismus muss man einigen Chinesen aber auch einiges an Freundlichkeit lassen. Trotz der Kommunikationsschwierigkeiten geben sich eigentlich alle Mühe uns auch zu helfen – vor allem weil wir Europäer und somit mal etwas anderes sind. So bekommen wir immer wieder irgendwelche Snacks geschenkt, werden beim spazieren gehen von vorbeifahrenden Autos heim gefahren (so einfach ist trampen) oder uns wird ein Sitzplatz im überfüllten Zug organisiert in dem wir eigentlich nur Stehplätze gebucht hatten.

40 Stunden…

… Ziemlich genau so lange dauerte unsere Reise raus aus Tibet bis nach Chengdu (Provinz Sichuan). Bis auf einmal umsteigen waren wir dabei die ganze Zeit im Raucher-Zug (Rauchen ist in China überall erlaubt und wird von 80% der Bevölkerung auch praktiziert) unterwegs, hatten aber ein ganz nettes Schlafabteil für die zwei Nächte (Abteil Softsleeper, quasi first class ausgelegt für 4 Personen) und Gott sei Dank keinen Schnarchchinesen neben uns… Da wir in Tibet noch so hoch unterwegs waren gab es sogar extra Sauerstoff an Board. In der Bahnhofshalle in Chengdu stehen dann auch schon die ersten „spucken verboten Schilder“.

Wir machen dann jetzt mal Südwestchina unsicher!

7 Tage in Tibet

Wie schon im letzten Beitrag angekündigt hat es uns mittlerweile nach Tibet verschlagen. Eigentlich hatten wir ja gar nicht vor nach China zu fahren, aber erstens kommt es ja immer anders und zweitens als man denkt.

Weil wir nochmal Lust auf kein tropisches Monsunklima haben und Tibet einfach faszinierend und gleich um die Ecke ist entschließen wir uns für diesen Abstecher. Tibet kann man allerdings nicht alleine bereisen, daher schließen wir uns für eine Woche einer Gruppenreise über Land von Kathmandu bis Lhasa an.

Da wir also eine gewisse Distanz überwinden müssen, sitzen wir in den ersten Tagen vor allem im Auto und genießen die faszinierende Hochebende. Das ist am ersten Tag in Nepal auf dem Weg zur Grenze (ca. 10h Fahrtzeit) garnicht mal so leicht, da die Straßen hier sowieso schon bodenlos und in der Regenzeit noch schlimmer sind. Dazu hat der Jeep der anderen Hälfte unserer Gruppe noch einen Unfall, weshalb wir auf einen japanischen Mitreisenden warten müssen und die Grenze nach China schon geschlossen ist. Nachdem wir am nächsten Morgen die Grenze überquert haben (die krasseste, die wir bislang so gesehen haben) geht’s steil bergauf und aus dem warmfeuchten Klima wird schnell die trockene karge Landschaft, wir man sich Tibet so vorstellt. Teilweise hat man einen wahnsinns Blick auf einen riesigen See mit den 7000ern und 8000ern des Himalayas direkt daneben. Leider ist es am Nachmittag etwas bewölkt, weshalb der Mount Everest nicht zu sehen ist als wir 100km entfernt vorbeifahren.

Die nächsten Tage ist es vor allem morgens meist regnerisch und grau, am Nachmittag bessert sich das Wetter dann meistens. Die Landschaft bleibt aber immernoch faszinierend und auch die buddhistischen Klöster die wir auf dem Weg in Shigatse und Gyantse besuchen sind super interessant! Auf Extrawunsch halten wir auch mal nicht an den klassischen Touristen-Hotspots, sondern in einem traditionell tibetischen Dorf, wo man auch mal das richtige Tibet sehen kann.

An Tag 5 kommen wir dann in Lhasa, der Hauptstadt von Tibet an. Die Altstadt ist hier immernoch sehr traditionell tibetisch geprägt, während außen herum eine moderne chinesische Stadt gewachsen ist – irgendwie seltsam… Hier bleiben wir auf jeden Fall 3 Nächte und schauen uns die zahlreichen Sehenswürdigkeiten an. Der Potala Palace (der ehemalige Sitz des Dalai Lama) ist schon beeindruckend, aber am interessantesten ist es eigentlich durch die Altstadt zu tingeln und die ganzen Mönche und und Tibeter mit ihren Gewändern und Gebetsmühlen und buddhistischen Gebetsketten in der Hand zu beobachten! Abgefahren ist auch eine „cultural show“, die wir uns abends mal in Lhasa geben. Netterweise läuft im Hintergrund immer mal wieder der Mitschnitt von Frankreich – Belgien. Der ganze Laden ist außerdem mit riesigen Bildschirmen und ner fetten Anlage ausgestattet. Nur das Klo ist dafür relativ reudig – Klos können die Tibeter sowieso nur so mittelgut… 🙂

Zum Schluss noch ein paar ehrliche Worte zu Tibet. Nicht nur in Lhasa merkt man wie sehr die Chinesen hier mittlerweile ihren Einfluss aufgebaut haben. Die Städte sind mittlerweile sehr modern und auch das Straßen- und Elektrizitätsnetz sind sehr weit ausgebaut. Daher sieht man aber auch überall in der wunderschönen Landschaft Hochspannungsleitungen gespannt. Auf der anderen Seite zelten direkt neben diesen Nomaden, die noch mit ihren Yak- und Schaafherden durch die Gegend ziehen. Die traditionellen Altstädte sind extra für Touristen herausgeputzt, während die wirklich traditionellen Dörfer nicht besucht werden. Dort wo wir dann direkt an der Hauptstraße aussteigen, wehen überall an den Häusern chinesische Fahnen – das passt irgendwie nicht zusammen. Dazu hängen vor allem an den Attraktionen und in Lhasa überall Kameras und man darf mit keinem, vor allem nicht mit dem Guide über Politik sprechen.

Es war also äußerst faszinierend, allerdings mit einem etwas faden Beigeschmack. Tibet hat auf jeden Fall einen bleibenden Eindruck hinterlassen!

Back to school

Die letzten zwei Wochen haben wir genutzt um uns zu im wunderschönen Kathmandu zu entspannen und etwas Alltag in unsere Reise zu finden.

Schon vor der Reise hatten wir vor irgendwo etwas Freiwilligenarbeit zu verrichten und da wir auf unsere Reisegenehmigung nach Tibet und das chinesische Visum warten müssen (da geht’s nämlich als nächstes hin) bleiben wir weitere zwei Wochen bei Sunil und Prerana in ihrer gemütlichen Oase in Kathmandu und helfen in einer nahegelegenen Preschool mit. Das ist im Endeffekt wie ein Kindergarten bei uns, nur das die Kinder ab dem 3. Lebensjahr lesen und schreiben beigebracht bekommen – auf Englisch. Englisch können die meisten Kids sowieso schon von zu Hause, weshalb wir uns trotz fehlender Nepali-Kenntnisse gut mit den Kleinen und den Lehrern verständigen können.

An unserem freien Wochenende machen wir eine kurze Tour in die umliegenden Berge, übernachten in einem ganz netten homestay im Örtchen Chitlang und kehren am nächsten Tag wieder zurück. Mal wieder im Grünen zu sein ist eine willkommene Abwechslung zu den ganzen Rollern und Mopeds in der Stadt.

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge verlassen wir jetzt Kathmandu und Nepal in Richtung Tibet und China. Vor allem die Kids, die nette Gastfreundschaft und das köstliche Essen von Sunil und Prerana werden wir vermissen, aber freuen uns auch mittlerweile wieder weiter zu reisen und auf das Abenteuer Tibet und China. Vor allem Kai ist ein wenig aufgeregt, was ihn da in China noch so alles erwartet…